Um circa halb sieben Uhr am 17. Januar 1942 wurde in Louisville, im US-amerikanischen Bundesstaat Kentucky, die wohl größte Sportlegende des 20. Jahrhunderts geboren.

Doch dass dieses 3000 Gramm schwere Bündel, das Odessa und ihr Mann Cassius Marcellus Clay senior stolz betrachteten, einmal einer der populärsten Menschen dieses Planeten werden würde, wagte an diesem Wintermorgen in Louisville niemand zu träumen.

Wenn man jedoch genauer hinsieht, lässt sich die erste boxerische Aktivität von Cassius Clay junior noch auf dasselbe Jahr datieren. Seine Mutter erzählte bei diversen Gelegenheiten, sein erster K.o-Schlag habe sie erwischt, als er sie mit einem halben Jahr mit seiner Faust am Mund traf, worauf ihr zwei Schneidezähne gezogen werden mussten.

Cassius wuchs zusammen mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Rudolph, der sich später Rahaman nennen sollte, im West End von Louisville auf, einer rein schwarzen Wohngegend. Sein Vater war Schildermaler und seine Mutter arbeitete als Putzfrau und Köchin. Obwohl die Familie Clay nicht reich war, so hatten Cassius und Rudolph doch stets genug zu essen und etwas anzuziehen - ein Luxus, den viele seiner späteren Gegner in ihrer Kindheit nicht hatten.

Mit zwölf Jahren kam Cassius eher durch Zufall zum Boxen. Sein neues Fahrrad war ihm gestohlen worden und infolgedessen traf er den Polizisten Joe Martin, der ein Boxstudio betrieb, und erzählte ihm, er wolle den Dieb verprügeln. Martin schlug dem wütenden Jungen vor, ihm erst einmal das Boxen beizubringen. Cassius willigte ein und ging von nun an regelmäßig zum Training.
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Bereits in seinen ersten Jahren als Boxer zeichneten Cassius Clay einige Merkmale aus, die er seine ganze Karriere über beibehalten sollte: Er prahlte die ganze Zeit, wie stark er sei und dass ihn niemand schlagen könne, und war darum beim Publikum nicht sehr beliebt. Auch sein Stil war außergewöhnlich. Schon damals war Cassius schneller als die meisten seiner Gegner. Darum nutzte er seine Hände nicht als Deckung und hielt sie stattdessen auf Hüfthöhe, während er den Schlägen seines Gegners nur durch seine Reflexe auswich.

Und er hatte Erfolg mit dieser Taktik. 1960 hatte der 18jährige Cassius alle Titel gewonnen, die man als Amateur zu dieser Zeit gewinnen konnte und hatte sich damit für die Ausscheidungskämpfe für die Olympischen Spiele in Rom qualifiziert.

Nachdem er in der ersten Runde des Finales gegen einen Schwarzen namens Allen Hudson zu Boden gegangen war, erkämpfte sich Clay doch noch den Sieg durch technischen K.O. in der dritten und durfte somit nach Rom fahren.


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